Belaya Ladya 2018
Erfahrungsbericht für den Deutschen Schachbund
Beim Turnier „Belaya Ladya“ handelt es sich um die offenen russischen Mannschaftsmeisterschaften im Schulschach. Startberechtigt sind die Meister der etwa 80 Föderationssubjekte der Russischen Föderation sowie Vertreter anderer (eingeladener) Länder. 2018 nahmen 99 Mannschaften teil.
Die Altersbegrenzung liegt bei 14 Jahren. Der Stichtag für 2018 war der 1.1.2004 und jünger. Eine Mannschaft besteht aus 4 Spielern, darunter muss mindestens ein Mädchen sein. Es dürfen keine Ersatzspieler eingesetzt werden.
Das Turnier wird an 7 Tagen über 9 Runden im Schweizer System ausgetragen. Die Bedenkzeit beträgt 90 Minuten + 30 Sekunden pro Zug. Im Spielsaal sind keine Betreuer oder Zuschauer zugelassen.
Die durchschnittliche Spielstärke liegt bei ca. ELO 1400 - 1700. Das Spitzenteam aus Indien hatte 1700 – 2400 ELO. Es gab auch 5 Mannschaften, deren Spieler noch keine ELO-Zahlen aufwiesen. Diese wurden ELO gleich 1000 gesetzt. Die Ergebnisse sind unter http://chess-results.com/tnr358062.aspx?lan=0 veröffentlicht. Ein auf Deutsch übersetzter Abschlussbericht des Veranstalters findet sich unter https://de.chessbase.com/post/indische-schule-gewinnt-schulschachturnier-in-russland.
2018 – wie auch in den letzten und voraussichtlich in den folgenden Jahren- fand das Turnier im OK Dagomys, einem sehr großen Hotel im Stadtteil Dagomys von Sotschi statt. Die Übernachtungs- und Verpflegungskosten für die 4 Spieler und einen Coach wurden vom russischen Veranstalter übernommen. Es besteht die Möglichkeit, dass weitere Personen (z.B. Eltern) an der Reise teilnehmen. Diese müssen aber selbst für die Hotelkosten aufkommen.
Die Eröffnungsfeier war zweisprachig. Ansonsten ist es für die Kommunikation mit den Turnierorganisatoren und dem Hotelpersonal hilfreich, wenn man ein wenig Russisch spricht. Unter den freiwilligen Turnierhelfern waren jedoch auch Studenten, die Englisch sprachen sowie ein Student, der Deutsch sprach.
Die Schachspiele finden in der Regel von 10 – 14 Uhr statt. Nachmittags und abends wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten, bestehend aus einem Blitz- und einem Tandemturnier, bei dem alle mitmachen können und einer Simultanveranstaltung, an der von jeder Mannschaft ein Spieler teilnehmen darf. Darüber hinaus gibt es Quizangebote (ausschließlich auf Russisch) und Sportveranstaltungen wie z.B. ein Fußballturnier. Außerdem bestehen sehr gute Möglichkeiten zum Schwimmen. Ausflüge (z.B. in den Olympia-Park nach Sotschi-Adler) müssen selbst organisiert und finanziert werden. Dazu gibt es z.B. ein Reisebüro im Hotel OK Dagomys.
Die Flüge müssen selbst finanziert werden. Unsere Tickets für Nachtflüge mit Turkish Airlines von Frankfurt über Istanbul nach Sotschi haben einschl. Reiserücktrittsversicherung etwa 350 Euro pro Person gekostet. Die Flugpreise können jedoch je nach Buchungszeitpunkt stark variieren. Die humanitären Visa für die Schüler sind kostenlos. Es entstehen jedoch Kosten für das Visazentrum, das die Abwicklung vornimmt. Insgesamt waren pro Schüler etwa 400 Euro zu zahlen.
Nach Auswahl einer deutschen Mannschaft und Anmeldung dieser über den Deutschen Schachbund bzw. die Deutsche Schachjugend bei der Russian Chess Federation (RCF) erfolgte die weitere Kommunikation direkt mit der RCF. Da zahlreiche organisatorische Fragen zu klären sind, bis die humanitären Visa erstellt werden und da es sich grundsätzlich günstig auswirkt, die Flüge so früh wie möglich zu buchen, empfehle ich, die Auswahl der deutschen Mannschaft im nächsten Jahr früher als am 1. April zu treffen. Dem ausgewählten Team stehe ich für organisatorische Fragen gerne zur Verfügung.
Darüber hinaus möchte ich anregen, einmal darüber nachzudenken, evtl. in Deutschland ein Qualifikationsturnier für „Belaya Ladya“ durchzuführen mit dem passenden Stichtag für das entsprechende Turnier und der Beteiligung von mindestens einem Mädchen in einer Mannschaft. Solche Qualifikationsturniere finden in einigen Ländern statt. (Ich weiß das z.B. von der Slowakei und von Kenia, vermutlich auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken.) In den Föderationssubjekten der Russischen Föderation sind sie natürlich obligatorisch.
Insgesamt handelt es sich bei „Belaya Ladya“ um das weltweit hochkarätigste U-14-Schulschachmannschaftsturnier. Die Turnierorganisation ist professionell, auch sehr streng. Die Unterkunft ist hervorragend. (Nur den Schülern schmeckte das Essen nicht so gut.) Die Reise dauert insgesamt mindestens 9 Tage. Der organisatorische Aufwand im Vorfeld (Kommunikation mit Eltern und Schulleitung, Koordination mit deutschem und russischem Schachbund, Flüge buchen, Reise planen, sich um Visa kümmern) ist sehr hoch – und es kommt immer noch etwas dazu, womit man nicht gerechnet hat. An Kosten fallen Flugkosten einschl. Versicherung, Visagebühren und gegebenenfalls Aufwendungen für Ausflüge in Sotschi an. Für uns hat es sich gelohnt!
Tagesberichte über das Turnier auf Russisch mit jeweils umfangreicher Fotogalerie findet man unter http://ruchess.ru/championship/detail/2018/belaya_ladya_2018/ (auf der Seite unten die einzelnen Tage anklicken).
Einige davon wurden übersetzt:
http://www.ruchess.ru/en/news/report/black_sea_white_rook/
http://ruchess.ru/en/news/report/the_land_of_magnolia_is_rich_in_chess/
http://ruchess.ru/en/news/report/another_bricks_in_the_wall_of_education/
http://ruchess.ru/en/news/report/another_cup_drifting_to_india/
Bei Bedarf kann ich gerne eigene Fotos oder weitere Berichte oder Ergebnisse liefern.
Dr. Uwe Brehm
Jakob-Grimm-Schule Rotenburg
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